Faktensammlung zu Google + oder: was bisher geschah…
Fakten zu Google+, Googles neuem sozialen Netzwerk.
Die Meldungen überschlagen sich, seit Startschuss und Vorstellung am 28.06.2011 bestimmt Google+ die Nachrichten. Das mag einerseits Teil einer raffinierten PR-Strategie sein, liegt jedoch auch am regen Interesse der Nutzer. Letztes Wochenende gingen sogar einzelne Server in die Knie - wegen Überlastung. Zeit und Grund für uns, einmal stichpunktartig ein paar Aussagen zum heutigen Stand der Dinge zusammenzufassen.
- Was an Google+ als erstes auffällt, ist das für Google untypische Design. Man sieht erstmalig eine für Google-Verhältnisse fast schon opulente Oberfläche, die trotzdem intuitiv und nutzerfreundlich gestaltet ist. Doch ist das wirklich verwunderlich, wenn weiß, dass ein gewisser Andy Hertzfeld dahintersteckt? Nein, denn Hertzfeld war von 1979 bis 1984 Teil des ersten Apple-Teams und war maßgeblich an der Entwicklung der für damalige Verhältnisse revolutionären grafischen Benutzeroberfläche der Macintosh-Rechner beteiligt. Seit 2005 arbeitet Hertzfeld für Google und durfte unter dem Codenamen „Emerald Sea" das User Interface von Google+ entwerfen.
- Auslöser für das, was später zu Google+ werden sollte, war eine E-Mail von Google-Manager Urs Hölzle im März 2010. Darin unterstrich er die Notwendigkeit, dass sich Google den veränderten Nutzungsmustern und dem Bedeutungszuwachs von "Social" stellen müsse. Seine Botschaft wird im Nachhinein angeblich als "Urs-Quake", also „Urs-Beben", bezeichnet.
- Die erste Version zum Ausprobieren von Google+ bzw. „Emerald Sea", wurde im Oktober 2010 für Google-Mitarbeiter zur Verfügung gestellt. Sie erntete einiges an Kritik, weshalb man sich zu einer erneuten Überarbeitung entschloss. Der +1-Button wurde als eigenes Produkt ausgegliedert und steht seit Ende Juni auch für die deutschsprachige Google-Oberfläche zur Verfügung. Im Frühjahr diesen Jahres konnten Google-Angestellte dann die zweite Fassung von „Emerald Sea" testen.
- Google Plus besteht aus mehreren Komponenten, die unter dem Dach einer neuen Navigationsleiste namens "Sandbar" am oberen Bildschirmrand angesteuert werden können: +Circles, +Stream, +Sparks, +Hangouts, +Mobil, +Huddle.
- Mit Google Takeout haben Anwender die Möglichkeit, in ihrem +Stream von anderen Usern publizierte Inhalte sowie Circles-Kontakte und -Kontaktgruppen zu exportieren.
- Für Android existiert bereits eine Google+-App. Dessen iOS-Pendant wartet derzeit auf Freigabe durch Apple. Bis dahin können User, die über eine Einladung verfügen, die für Smartphones optimierte Browseroberfläche auf plus.google.com ansteuern.
- Einer der entscheidenden Vorteile und die wohl am meisten gelobte Komponente sind die Freundeskreise (Circles). D.h man kann per Drag-and-Drop seine Freunde und Bekannten schnell und einfach kategorisieren und bestimmte Inhalte schnell und einfach nur mit ausgewählten Personenkreisen teilen. Google erntet hier gegenüber Facebook eindeutig Pluspunkte, da die Facebookfreundeslisten umständlich zu handhaben sind.
- Auch die Offenheit der Kommunikation wird gelobt und ist natürlich auch Teil der Strategie. Man entschuldigte sich für das Speicherplatzproblem, man begeisterte sich für eine Folge des TechCrunch-Videopodcasts und verband diese Begeisterung mit der Ansage, man dürfe in dieser Woche mit weiteren Änderungen an Google+ rechnen. Das führte zu einer wahren Kommentarflut mit durchweg konstruktiven Beiträgen. Das Ergebnis? Google hat jetzt eine internationale Wunschliste an der Hand, die es nur noch zu priorisieren und abzuarbeiten gilt.
- Auffallend ist, dass man viele positive Meinungen hört. Besonders der Umgang mit der Privatsphäre der User ist so nachvollziehbar, dass man sich fragt, warum da vorher keiner drauf gekommen ist.
Fazit:
Wie wird es weitergehen? Trotz allem ist Google+ kein Selbstläufer. Es wurde gute Arbeit geleistet und die Tech-Szene ist überwiegend begeistert vom ersten Wurf. Jetzt gilt es auch über die erste Begeisterung hinaus interessant zu bleiben. Es muss Gründe geben, Google+ zumindest parallel zu Facebook, Twitter, etc. zu nutzen. Ob das gelingt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Mit über 700 Millionen Nutzern weltweit ist Facebook als Marktführer ziemlich gesetzt. Die Wechselhürde für Nutzer und komplette Freundeskreise ist sehr hoch.
Wie viele Facebook-Nutzer werden am Ende tatsächlich abwandern? Welche Gründe lohnen den Aufwand eines Wechsels? Kommt Google+ einfach besser an? Die Trägheit der Masse sollte man als Faktor nie unterschätzen. Von Technikfreaks mal abgesehen, lieben die meisten Nutzer das Vertraute. Doch Google wird alle Energie und Kraft in dieses Projekt stecken und Facebook ist ganz sicher gewarnt. Denn Marktführer im Internet zu sein, ist keine Bank, auf der man sich ausruhen sollte. Facebook weiß das ganz genau als Nachfolger von einst erfolgreichen Social Networks wie MySpace und Friendster. Und das weiß auch Google. Schließlich setzte man sich als Außenseiter gegen damals so unschlagbar scheinende Konkurrenten wie AltaVista durch und schickte sie ins Vergessen.
Der Kampf Google+ vs. Facebook bleibt spannend!